Toller 3. Platz von Calvin Dik im Punktefahren

- Bahn-DM in Frankfurt/Oder erfüllte nicht alle Berliner Erwartungen –

Für Berliner Radsportler gab es bei den 131. Deutschen Bahnmeisterschaften in Frankfurt/Oder zwar einige schöne Erfolge und Medaillen zu registrieren, aber da gibt es leider auch einige Abstriche zu machen. Die 11 Medaillen nur im Männerbereich errangen mit Theo Reinhardt (2x Gold), Henning Bommel (1x Gold, 1x Bronze), Maximilian Beyer (1x Silber, 2x Bronze), Robert Förstemann (2x Bronze), Marcel Kalz (1x Silber) und Roger Kluge (1x Bronze) zwar  Akteure mit Wohnsitz in der Hauptstadt, aber sie zählen aufgrund Vereinswechsels bzw. Profistatus längst nicht mehr zum Einflussbereich des Berliner Radsport Verband e.V. (BRV), dessen Bilanz bei diesen Meisterschaften leider etwas durchwachsen ausfällt. Mit nur einer Bronzemedaille von Berlins größtem Talent Calvin Dik im Punktefahren, die allerdings mit starker Leistung errungen wurde, konnten die Erwartungen im Berliner Lager leider nicht ganz erfüllt werden.

Bei den Männern waren für Berlin mit Nicolas Brandt von den Zehlendorfer Eichhörnchen und Sebastian Schmiedel vom Berliner TSC nur zwei Fahrer am Start, so dass erstmals seit langer Zeit kein Vierer in der Mannschaftsverfolgung gestellt werden konnte. Der 23. Platz von Sebastian Schmiedel in der Einerverfolgung konnte von ihm mit einem guten 8. Platz im Punktefahren unmittelbar vor Nicolas Brandt (9.) getoppt werden, wobei beide zu den 11 Fahrern gehörten, die einen Rundengewinn erzielten. Während Nicolas Brandt mit seinem Partner Erik Schubert vom RSC Nordsachsen im Madison Platz 8 im Feld der 13 gestarteten Teams belegte, beendete Sebastian Schmiedel an der Seite von Luca Felix Happke vom Team Sauerland NRW das Rennen nicht. Seinen vierten Wettbewerb bestritt Sebastian Schmiedel im Scratch und landete dort auf Platz 19 immerhin noch vor den Sechstagecracks Christian Grasmann und Marcel Kalz vom RSV Irschenberg und Leif Lampater vom rad-net ROSE Team.

Während im Frauenbereich Berlin einzig mit Josefine Dreier vom SC Berlin vertreten war, die im Punktefahren und im Scratch jeweils den 11. Platz belegte, waren bei den Juniorinnen und der weiblichen Jugend immerhin drei bzw. fünf Fahrerinnen für einen Start gemeldet. Aber in diesem Bereich hängen die Trauben besonders hoch und so konnten hier von vornherein keine Medaillen erwartet werden, zumal dann bei den Juniorinnen auch noch Luise Ollick vom SC Berlin ausfiel. Im 500 m Zeitfahren der Juniorinnen blieb für Lotta Schoenemeyer vom RSV Werner Otto nur Platz 9 übrig, dagegen war der 14. Platz unter 21 Teilnehmerinnen in der 2000 m Einerverfolgung durchaus im Bereich ihrer Möglichkeiten. Übertroffen wurde sie von Eleonora Schütz von der NRVg. Luisenstadt, deren Zeit von 2:34,538 Minuten für den 10. Platz reichte. Nur knapp drei Sekunden Rückstand zur Silbermedaille lassen für die weitere Zukunft durchaus hoffen. Im von Lea Lin Teutenberg vom FC Lexxi Speedbike gewonnenen Punktefahren erreichten Eleonora Schütz und Lotta Schoenemeyer die Plätze 12 und 13 und landeten dabei im Mittelfeld. Gemeinsam mit Belinda Schubert vom Bad Doberaner SV und Sarah Wolfer von der RSG Zollern Alb wurden die beiden Berlinerinnen in einem Mix Team in der Mannschaftsverfolgung Vierte, wobei sie von der RG Thüringen/Sachsen-Anhalt im Kampf um Platz drei eingeholt wurden und dabei chancenlos waren.

Mit Sandra Hainzl, Miriam Herfort, Josephine Körnig, Paula Leonhardt und Laura Lotter waren fünf Fahrerinnen des SC Berlin bei der weiblichen Jugend dabei. Sehr stark war die Leistung von Josephine Körnig im 500 m Zeitfahren, wo sie unter 15 Starterinnen auf einen ausgezeichneten fünften Platz landete und dabei mit 38,975 Sekunden eine Zeit fuhr, die nur 3/10  hinter dem Bronzeplatz lag. Diese tolle Leistung konnte sie dann in der 2000 m Einerverfolgung nicht mehr abrufen und belegte Platz 22 unter den 33 Teilnehmerinnen, während hier Paula Leonhardt mit Platz 14 ein sehr achtbares Ergebnis erzielte. Dagegen blieben für Sandra Hainzl, Laura Lotter und Miriam Herfort nur die Plätze 25, 27 und 31 übrig, die schon einen gewissen Fingerzeig für die Mannschaftsverfolgung über 3000 m darstellten, in der die Berlinerinnen in der Besetzung Sandra Hainzl, Josephine Körnig, Paula Leonhardt und Laura Lotter in der Qualifikation den fünften Platz unter sieben Teams belegten und damit das kleine Finale um Platz drei verpassten. Dabei war ihre Zeit von 3:50,379 Minuten nur geringfügig schlechter als die des Landesverbandes Brandenburg, der mit 3:50,032 Minuten um Bronze fahren durfte. Im Punktefahren waren dann Miriam Herfort und Sandra Hainzl auf den Plätzen 22 und 23 chancenlos.

Die Junioren waren mit einiger Zuversicht nach Frankfurt/Oder gereist, zumal sowohl Calvin Dik vom RSV Werner Otto als auch Elias Richter vom Marzahner RC 94 in der Vergangenheit immer wieder mit Topleistungen aufwarteten. Gemeinsam mit Jakob Antkowiak vom BSV AdW Berlin, Fabian Dreier vom SC Berlin und Maciej-Marek Litkowski von den Zehlendorfer Eichhörnchen rechneten sie sich vor allem im Madison und in der Mannschaftsverfolgung einiges aus. Insgesamt 25 Fahrer stellten sich zum Start in der Einerverfolgung über 3000 m und Berlins Bester war dann Elias Richter, der auf Platz 9 unmittelbar vor Calvin Dik einkam, während Jakob Antkowiak mit Platz 13 zufrieden sein konnte. Die Konkurrenz mit Max Gehrmann vom RSC Turbine Erfurt, Rico Brückner von der RSG Muldental Grimma und Per Christian Münstermann von der SG Radschläger Düsseldorf, die in dieser Reihenfolge letztendlich das Podium belegten, war für die Berliner noch zu groß.

Das zeigte sich auch in der Mannschaftsverfolgung über 4000 m, als für Jakob Antkowiak, Calvin Dik, Fabian Dreier und Elias Richter in der Qualifikation nur der fünfte Platz mit 4:24,916 Minuten heraussprang und damit die erhoffte Bronzemedaille nicht mehr erreichbar war. Der Landesverband Brandenburg hatte mit seiner Zeit von 4:24,396 Minuten keinen großen, aber dennoch den entscheidenden Vorteil auf seiner Seite. Nachdem in einem äußerst spannenden Punktefahren über 80 Runden Calvin Dik mit einer ganz starken Leistung die erste Medaille für den BRV mit Bronze einfuhr und dabei wie der neue Titelträger Max Gehrmann und Kim Alexander Heiduk vom RSV Öschelbronn sogar zwei Rundengewinne realisierte, durfte man mit Spannung auf weiteres Edelmetall im Madison hoffen. Nur acht Teams nahmen den Wettbewerb in Angriff und Calvin Dik und Elias Richter zeigten sich vor dem Start sehr optimistisch. Dominant gestalteten Nils Weispfennig vom RSV Edelweiß Oberhausen und Per Christian Münstermann das Rennen, die als einzige einen Rundengewinn erzielten und danach stets die Übersicht behielten. Hinter den beiden Thüringer Teams Max Gehrmann/Jakob Geßner und Michel Aschenbrenner/Jannis Peter blieb für die Berliner am Ende nur der undankbare vierte Platz übrig, die damit sicherlich nicht zufrieden waren.

Auch nur vier Starter hatte der BRV mit Maurice Ballerstedt vom SC Berlin, Patrick Dietze vom Radteam Cöpenick, Albert Gathemann vom Berliner TSC und Justin Winzer vom RC Charlottenburg für die männliche Jugend gemeldet und hier überzeugte zunächst Maurice Ballerstedt in der Qualifikation der 2000 m Einerverfolgung. Unter nicht weniger als 47 Startern belegte er mit der sehr guten Zeit von 2:19,236 Minuten einen ausgezeichneten sechsten Platz, während Patrick Dietze mit Rang 23 einen guten Mittelfeldplatz einnahm und Albert Gathemann als 38. registriert wurde. Gegen den Überflieger Henri Uhlig vom RSC Kelheim, der mit 2:14,866 Minuten den 18 Jahre alten Rekord von Christoph Meschenmoser unterbot, hatte aber keiner eine Chance. Mit dem Team Bayern errang Henri Uhlig einen weiteren Titel in der Mannschaftsverfolgung, in der für die vier Berliner nur der 6. Platz übrig blieb. Der 14. und 19. Platz für Maurice Ballerstedt und Patrick Dietze im Punktefahren und der 11. Platz der beiden im Madison, wo Patrick Dietze stürzte und das Team nicht rechtzeitig wieder den Anschluss fand, unterstrichen die durchwachsende Bilanz der Berliner.

„Wir waren nicht auf den Punkt topfit, die Belastungen zuvor offensichtlich etwas überzogen“, musste Landestrainer Volker Winkler eingestehen, denn zwei bis drei Medaillen wurden im Vorfeld schon angestrebt. „Vielleicht hätten sich Calvin und Elias mehr an Nils Weispfennig/Per Christian Münstermann orientieren sollen“, stellte der Landestrainer in den Raum, denn auch für den neutralen Beobachter war die Fahrweise der beiden im Madisonfinale nicht ganz nachvollziehbar. Andererseits fahren sie ja erst in ihrem ersten Juniorenjahr und da gibt es noch viel Luft nach oben. Die Leistung von Calvin Dik im Punktefahren war schon mal herausragend und durchaus ein positives Zeichen auch für eventuell zukünftige, internationale Einsätze bei Europa- oder Weltmeisterschaften.

Bei der Jugend haben Maurice Ballerstedt und Patrick Dietze die Erwartungen in etwa erfüllt, aber eine Krankheit bei Justin Winzer, der drei Wochen kein Bahntraining absolvieren konnte, verhinderte vor allem eine bessere Platzierung des Vierers.

Einen äußerst positiven Lichtblick gab es dennoch für eine Berlinerin: Eleonora Schütz gab an der Seite von Lea Lin Teutenberg einen tollen Einstand beim Madison, das von Jugend, Juniorinnen und Frauen gemeinsam als Demonstrationswettbewerb bestritten wurde. „Ein sturzfreies Rennen, es lief besser als erwartet und ich bin sehr zufrieden“, äußerte sich die Luisenstädterin unmittelbar nach dem Rennen, das sie auf einem guten fünften Platz rundengleich mit der Siegerpaarung Alina Lange vom Verein Cölner Straßenfahrer und Franziska Brauße vom RSV Öschelbronn beendete. Jetzt ist für Eleonora Schütz noch einmal Stress angesagt: am Mittwoch steht die letzte, mündliche Abiturprüfung in Politik an, die sie  genauso so souverän bewältigen sollte.

 

Bernd Mülle    

 

   

 

  

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