- Ein Wiedersehen mit „Berlins Radsportstimme“ Wolfgang Schmidt –
Seit Jahren gelingt es den Verantwortlichen des RV Lichterfelde-Steglitz um ihren Vorsitzenden Hans-Joachim Schubert und seiner Ehefrau Evelyne, die u.a. die Geschäftsstelle des Vereins leitet, immer wieder, das traditionelle Rundstreckenrennen in Lichterfelde zu organisieren und mit dem Kooperationspartner Zehlendorfer Eichhörnchen am Leben zu erhalten. Das ist heutzutage nicht mehr so einfach, zumal fast jede Woche in Berlin irgendein Event stattfindet, das u.a. auch von der Polizei abgesichert werden muss. In Lichterfelde besteht aber eine offensichtlich besonders gute Verbindung zu den wichtigen Behörden, die für eine Durchführung einer Radsportveranstaltung kontaktiert werden müssen.
Wenn man dann noch dem Wettergott vertrauen könnte, steht einem ein reibungsloser Rennverlauf kaum im Wege. Das war in diesem Jahr allerdings nicht ganz der Fall, denn die Starts für die Schüler U 11, U 13, U 15 sowie für die Jugend und Junioren fanden allesamt bei leichtem Nieselregen statt. Auf nassen Straßen mit Kopfsteinpflaster ist das für jeden Renner eine echte Herausforderung, so dass die fast schon obligatorischen Stürze nicht ausblieben. Gott sei Dank hielten sich diese aber in Grenzen und verursachten auch keine größeren Verletzungen.
Trotz des zunächst recht ungemütlichen Wetters hatte das Treiben besonders an Start und Ziel in der Augustastraße am Ludwig-Beck-Platz schon Volksfestcharakter und wie immer gaben sich auch die Politiker aus Steglitz-Zehlendorf die Klinke in die Hand. Allen voran die Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski, die gemeinsam mit Ralf Zehr, dem Präsidenten des Berliner Radsport Verband e.V. (BRV), das erste Berliner Laufradrennen für die Jüngsten anschoss. Für das Rennen der 2-4 Jährigen hatte auch Petrus ein Einsehen und ließ für die 14 Teilnehmer sogar die Sonne scheinen. Die rund 2.000 Zuschauer hatten ihre helle Freude bei dieser Einlage und sparten nicht mit Beifall.
Der Höhepunkt war das Rennen der Elite A/B/C mit sogar internationaler Beteiligung von zwei Gästen aus den Niederlanden, die auf trockenem Pflaster den Zuschauern ein starkes und spannendes Rennen bot. Verantwortlich waren dafür in erster Linie die starken Fahrer des Teams Ur-Krostitzer Biehler, die das Rennen bestimmten und am Ende auch mit Martin Bauer den Sieger stellten. Hinter dem für das P&S Team Thüringen startenden Berliner Poul Rudolph belegte Hannes Augustin vom Berliner Eliteteam KED-Stevens einen guten dritten Platz. Für die zu absolvierenden 85 km benötigten die Fahrer eine Fahrzeit von 1:47:06 Stunden und dabei gab es am Ende etliche Rundenverluste zu verzeichnen. Nur 14 Fahrer der 27 Platzierten blieben schließlich in einer Runde, wobei bis zu acht (!) Verlustrunden registriert wurden.
Das Jugendrennen bestimmten die Fahrer aus Brandenburg, von denen Roman Duckert vom Frankfurter RC 90 die schnellsten Beine hatte und die beiden Cottbuser Endspurtler Axel Borgwald und Ken Noffz auf die weiteren Podiumsplätze verwies. Bedauerlich, dass Berlins Spitzenfahrer hier ebenso nicht am Start standen wie in der Juniorenklasse, wo Henrik Pakalski vom RSC Turbine Erfurt siegte, der Joe Grabowsky vom SC Berlin und Maximilian Meyer von der RV Iduna bezwang, die beide für das Paul Voss Development Team fahren. Es ist für den Berliner Verband wahrlich kein Aushängeschild, wenn bei der Jugend Nils Andratschke von den Zehlendorfer Eichhörnchen auf dem 8. Platz der einzige Lokalmatador ist, der im Endergebnis unter den Top 20 (!) zu finden ist.
Das Rennen der Schüler U 11 brachte aber auch ein kleines Erfolgserlebnis für den veranstaltenden Verein der RV Lichterfelde-Steglitz durch den zweiten Platz von Erik Arns, der lediglich Simon Nickel von der RSG Sprinter Fredersdorf den Vortritt lassen musste. Bei den Schülern U 13 war Clara Schneider vom RSV Finsterwalde die Schnellste, die ein Quartett vom Templiner SV Lokomotive mit Richard Leu, Joshua Levy Weiß, Luise Eickmann und Myrna Weiß hinter sich ließ. Ebenfalls nach Brandenburg ging der Sieg bei den Schülern U 15 durch Nicolas Zippan vom RSV Königswusterhausen/Wildau, der Paul Wirbeleit von der RSG Sprinter Fredersdorf und Benjamin Trojand vom RSV Blankenfelde distanzierte, während Platz vier hier an das große Talent Tim Schulz vom SC Berlin ging.
Auch die Senioren durften beim Lichterfelder Renntag nicht fehlen und hier behauptete sich Torsten Kunath vom Jenatec-Lawi-Masters-Team vor Toralf Baumgarten vom 24 Volt-Racing-Masterteam und Mike Herold vom Rockefeller Cycling Team. Es war wieder einmal eine gelungene Veranstaltung, zu der auch ein alter Bekannter nicht unerheblich beitrug: Berlins Radsportstimme Wolfgang Schmidt ließ sich von den Organisatoren überreden und moderierte die vielen Rennen in gewohnter Manier. Bekanntlich hat sich Wolfgang Schmidt vor einiger Zeit als Moderator bei Radsportveranstaltungen zurückgezogen, aber hier machte der beliebte Sprecher noch einmal eine Ausnahme.
Bernd Mülle