- An zwei Tagen ermittelten Berlins Radsportler im Velodrom ihre Omniummeister –
Der erste Tag der Berliner Omniummeisterschaften war für die Schüler U 13 und die Junioren reserviert, wobei die Schüler mit 10 Temporunden, einem Ausscheidungsfahren und einem Punktefahren über 15 Runden drei Disziplinen zu absolvieren hatten. Anders die Situation bei den Junioren, die mit einem Scratchrennen über 30 Runden, den folgenden 30 Temporunden, einem Ausscheidungs- und einem Punktefahren über 80 Runden mit insgesamt vier Disziplinen ihren Meister ermittelten.
Erster Omniummeister wurde bei den Schülern Hugo Rockstroh vom SC Berlin, der mit 63 Punkten vor seinen beiden Vereinskameraden Toni Holst mit 56 Punkten und Tim Reich mit 54 Punkten gewann. Überlegene Siegerin bei den gleichaltrigen Schülerinnen wurde mit Janike Maira Lode ein weiteres Mitglied des in der Jugendarbeit hervorragend arbeitenden SC Berlin, die am Ende auf 62 Punkte kam. Bei den Junioren war unter 10 Teilnehmern, darunter als Gastfahrer Henrik Pakalski vom RSC Turbine Erfurt, Berlins Aushängeschild Calvin Dik vom RSV Werner Otto der überragende Fahrer, der insgesamt auf 164 Punkte kam und damit souverän vor Elias Richter vom Marzahner RC 94 mit 124 Punkten und Constantin Kasterich vom Berliner TSC mit 117 Punkten den Titel gewann.
„Das ist heute mein dritter Berliner Meistertitel in diesem Jahr, nachdem ich schon im Straßenrennen und Einzelzeitfahren erfolgreich war und eine schöne Vorbereitung für Frankfurt/Oder“, kommentierte Calvin Dik seinen Sieg unmittelbar nach der Siegerehrung, bevor er umgehend mit seinen Eltern nach Frankfurt/Oder abdüste, um dort rechtzeitig zum Bahnlehrgang des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in der Mannschaftsverfolgung zu erscheinen, der bis zum kommenden Sonntag andauert. Die Arbeit ruft und so mussten die Eltern noch in derselben Nacht wieder nach Berlin zurückkehren, auch das eine reife Leistung, die man nur bewundern kann. Chapeau!
In den Rahmenwettkämpfen traten die Schüler U 15, die Jugend und die Elitefahrer auf, wobei der Marzahner RC 94 bei den Rennen der Schüler U 15 mit Siegen und Podiumsplätzen von Paul Quabs, Robin Ruhe und Henning Sage überzeugte und seine ebenfalls ganz hervorragende Nachwuchsarbeit unterstrich. Der jetzt für den SC Berlin fahrende Patrick Dietze gewann das Ausscheidungsfahren und die Temporunden der Jugend, bei der Elite siegte Josh Falk Mechsner vom SC Berlin im Ausscheidungsfahren und auch bei den Temporunden, während der Gastfahrer aus Polen Wojciech Ziolkowski im Punktefahren, das gemeinsam mit der Jugend ausgefahren wurde, die Nase vorn hatte.
Am zweiten Tag ermittelten die Schüler U 15, die Jugend und die Elitefahrer ihren Meister und auch hier bestätigten die drei Marzahner Robin Ruhe, Henning Sage und Paul Quabs ihre Dominanz, die sie schon am Vortag im Rahmenprogramm gezeigt hatten. Mit 104 zu 92 und 82 Punkten belegten sie in dieser Reihenfolge die drei Podiumsplätze, wobei Fabienne Jährig vom SC Berlin mit 43 Punkten bei den Schülerinnen und ihre Vereinskameradin Josephine Körnig mit 57 Punkten bei der weiblichen Jugend sich den Titel holten. Mit insgesamt 17 Teilnehmern war hier ein erfreuliches Meldeergebnis zu verzeichnen.
Interessant war die Starterliste im Omnium der Jugend, wo mit Eleonora Schütz von der NRVg. Luisenstadt und Lotta Schoenemeyer vom RSV Werner Otto zwei Juniorinnen sowie mit der Gastfahrerin aus Spanien Samantha Moreno eine Frau am Start standen. Hier waren die drei Fahrer des SC Berlin Patrick Dietze, Maurice Ballerstedt und Albert Gathemann tonangebend, denen nur noch Justin Winzer vom RC Charlottenburg Paroli bieten konnte. Am Ende wurde Patrick Dietze mit 167 Punkten Berliner Meister vor Maurice Ballerstedt mit 159 Punkten und Justin Winzer, der mit 123 Punkten nur einen Punkt mehr auf seinem Konto hatte als Albert Gathemann. Während als einzige Frau die Spanierin auf 44 Punkte kam, hieß die Siegerin bei den Juniorinnen dieses Mal Lotta Schoenemeyer mit 82 Punkten, die ihre Dauerkonkurrentin Eleonora Schütz mit 60 Punkten distanzierte. Letztere tritt derzeit etwas kürzer, hat nach bestandenem Abitur mit der Note 1,8 (!) ein Maschinenbaustudium an der Technischen Universität begonnen und betreibt den geliebten Radsport nur noch auf Sparflamme. „Das Studium dauert drei bis fünf Jahre und hat derzeit Vorrang, aber ganz aufhören mit dem Radsport möchte ich nicht. Ich schaue erst einmal wie es läuft und werde dann weitersehen“, erzählte die junge Luisenstädterin.
Die ehemals Dritte im Bunde der Juniorinnen, Luise Ollick vom SC Berlin, war nur als Zuschauerin dabei, geht es für sie doch im Januar 2018 nach Colorado/USA, wo sie Sportmanagement studieren und an der Uni in einem Radsportteam fahren wird. Zunächst hat die 18-jährige einen Aufenthalt für ein Jahr geplant, der gegebenenfalls fortgesetzt wird. Rückkehr nach Berlin also nicht ganz ausgeschlossen für eine sympathische Radsportlerin, die vor allem im Einzelzeitfahren Akzente gesetzt hat.
Hoher Favorit im Feld der 17 Elitefahrer war Sebastian Schmiedel vom Berliner TSC, der seiner Rolle vollauf gerecht wurde. Außer Konkurrenz zusätzlich am Start war Profi Roger Kluge, der sich bei der Deutschen Meisterschaft im Omnium in Frankfurt /Oder sowie bei seinen Sechstagestarts in Rotterdam und Berlin wieder in Bestform auf der Bahn präsentieren möchte und deshalb diese Gelegenheit vor der Haustür nutzen wollte. Für Sebastian Schmiedel, der das Scratchrennen und die Temporunden gewann, aber gegen Roger Kluge im Ausscheidungs- und Punktefahren als jeweiliger Zweiter eher chancenlos war, bot der Start des Profis eine gute Orientierung für die kommende Deutsche Meisterschaft, wo er sich ein hohes Ziel gesetzt hat. „Mein persönliches Ziel für Frankfurt/Oder ist Platz fünf“, setzt sich Sebastian Schmiedel nicht unter Druck, aber wohlwissend, dass eine derartige Platzierung aufgrund seiner derzeit guten Form nicht unrealistisch ist.
Während Roger Kluge, der mit 194 Punkten als Gastfahrer den Wettbewerb dominierte, eine Ausnahmestellung einnahm, überzeugte Sebastian Schmiedel dennoch mit 176 Punkten als souveräner Berliner Meister, der Nicolas Brandt von den Zehlendorfer Eichhörnchen mit 145 Punkten und Hannes Augustin vom Berliner TSC mit 137 Punkten auf die weiteren Plätze verwies. Im Rahmenprogramm waren am zweiten Tag die Schüler U 13 mit einem Dreifachsieger Hugo Rockstroh und die Junioren mit Elias Richter am Start, der das Ausscheidungsfahren ebenso wie die Temporunden für sich entschied.
Abschließend erwähnenswert ist noch eine Initiative der Radsporteltern, die aus Spenden und Eigenmitteln für das leibliche Wohl im Velodrom gesorgt hatten. Erlöse aus Speis und Trank zu äußerst zivilen Preisen sollen zur Finanzierung von Rennmaterial für den Nachwuchs herangezogen werden, wobei insbesondere an die neuen Landesverbandstrikots in Größe L gedacht wird. Eine äußerst lobenswerte Initiative, die begrüßenswert ist und zeigt, dass es doch noch unter Berlins Radsportlern einige wenige gibt, die anpacken, um den Nachwuchs zu fördern.
Bernd Mülle