- Berliner bei Bahn-WM in Apeldoorn mit starken Leistungen –
Fünf Berliner schickte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zu den Bahnweltmeisterschaften
in den Niederlanden und in einem insgesamt sehr erfolgreichen Team schlugen sie sich ganz
hervorragend. Am Schlusstag setzten sie dabei den absoluten Höhepunkt, als Roger Kluge und
Theo Reinhardt im Madison eine ganz starke Leistung zeigten und die Spanier Albert Torres und
Sebastian Mora sowie die Australier Cameron Meyer/Callum Scotson bezwangen und sich den
begehrten Weltmeistertitel sicherten. Selbst die ausländischen Journalisten bewunderten die
Leistung der Deutschen, bei denen vor allem Roger Kluge seinen Partner immer wieder taktisch
geschickt in Szene setzte.
Die damit errungene vierte Goldmedaille für den BDR sowie zwei weitere Bronzemedaillen
bedeuteten letztlich den zweiten Platz im Medaillenspiegel hinter den überragenden Niederländern,
die mit insgesamt 12 (!) Medaillen ihren Heimvorteil nutzen konnten. Diese Ausbeute bei 20
Entscheidungen war schon mehr als stark und sie wurden vom begeisterungsfähigen Publikum
bestens unterstützt. Mit drei Gold- und einer Silbermedaille war die routinierte Kirsten Wild die
alles überragende Athletin und aus deutscher Sicht traten dabei Kristina Vogel und Miriam Welte in
ihre Fußstapfen, indem sie je zweimal Gold gewannen.
Am Aufschwung im Ausdauerbereich der Frauen war auch Charlotte Becker aus Berlin beteiligt,
die im Punkterennen mit einem erzielten Rundengewinn gute Fünfte wurde und in der
Mannschaftsverfolgung an der Seite von Lisa Brennauer, Franziska Brauße und Gudrun Stock
ebenfalls einen tollen fünften Platz errang, der das schwache Abschneiden aus dem Vorjahr mit
dem letzten Platz vergessen ließ.
Viel beschäftigt war bei dieser Weltmeisterschaft vor allem Maximilian Beyer, der für den
fehlenden Domenic Weinstein in der Mannschaftsverfolgung in die Bresche springen musste. Mit
Theo Reinhardt, dem erst 19-jährigen Riesentalent Felix Groß und Kersten Thiele fuhr er in der
Qualifikation mit 3:57,447 Minuten die viertbeste Zeit und so trafen sie in der 1. Runde auf die
späteren Weltmeister aus Großbritannien, gegen die sie dann unterlegen waren. Aber ihre Zeit von
3:58,047 Minuten reichte aus zum Einzug in das kleine Finale um Bronze gegen Italien, das sie mit
Nils Schomber an Stelle von Maximilian Beyer in guten 3:56,594 Minuten verloren und mit dem
undankbaren vierten Platz vorliebnehmen mussten, der dennoch aller Ehren wert war.
Aufgrund der zusätzlichen Belastung in der Mannschaftsverfolgung verzichtete Maximilian Beyer
auf einen Start im Punkterennen, das ohne deutsche Beteiligung stattfand. Bereits im Scratchrennen
reichte es für Maximilian Beyer hinter dem Überraschungsweltmeister Yauheni Karaliok aus
Weißrussland, dem Italiener Michele Scartezzini und dem Australier Callum Scotson nur zum 10.
Platz und auch im Omnium hingen die Trauben für den Berliner zu hoch, dessen 15. Platz unter den
24 Teilnehmern nicht seinem Leistungsvermögen entsprach. Dem Berliner gehört im Omnium, wo
sich der Pole Szymon Sajnok in einem packenden Finale gegen Jan-Willem van Schip aus den
Niederlanden und Simone Consonni aus Italien durchsetzte, zweifellos die Zukunft, die ihn
vielleicht zum WM-Titel 2020 in seiner Heimatstadt Berlin führt.
Im männlichen Kurzzeitbereich reichte es für einen weiteren Berliner, Robert Förstemann, zu
einem fünften Platz im Teamsprint, nachdem er mit Maximilian Levy und Joachim Eilers in der
Qualifikation sogar die drittbeste Zeit hinter den Niederlanden und Frankreich gefahren war. In der
1.Runde gegen Russland, als Robert Förstemann durch Stefan Bötticher ersetzt wurde, kam dann
das überraschende Aus, als man den Lauf verlor und trotz viertbester Zeit nicht ins kleine Finale
um Bronze einziehen konnte. Das selbst für Radsportfans nicht immer nachzuvollziehende
Reglement macht es möglich! Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob mit Robert Förstemann ein
noch besseres Ergebnis hätte erzielt werden können, denn der Einsatz von Stefan Bötticher war
aufgrund seiner zuletzt gezeigten Leistungen allemal gerechtfertigt. Auf jeden Fall wurde das
schlechte Abschneiden des Vorjahres, als man den 12. Platz belegte, deutlich übertroffen.
Insgesamt war diese Weltmeisterschaft in Apeldoorn ein gut organisiertes Event mit einem
begeisterungsfähigen Publikum, das an den beiden letzten Tagen für ein ausverkauftes Haus sorgte.
Sportlich gab es hervorragende Wettkämpfe mit starken Leistungen insbesondere der Niederländer,
die ihren Heimvorteil zu nutzen verstanden.
Bernd Mülle