Man traute seinen Augen nicht, als die Belgier danach mit einer zusätzlichen Bonusrunde mit sage und schreibe drei (!) Runden Vorsprung das Gesamtklassement anführten.
Danach wurde noch die kleine Jagd ausgetragen, in der es ein Novum gab: in 30 Minuten wurde nicht ein einziger Rundengewinn erzielt. Die Teams bewachten sich untereinander, die Belgier vereitelten immer wieder Vorstöße ihrer Gegner und das Tempo war zudem recht hoch. So mussten die Wertungssprints über den Ausgang des Rennens entscheiden und hier waren Roger Kluge/Marcel Kalz die Spurtstärksten und erreichten durch den Sieg ebenfalls eine Bonusrunde, so dass sie am Ende der Nacht mit zwei Verlustrunden auf dem zweiten Platz lagen. Aber auch dieser Rückstand dürfte vor dem großen Finale eine zu große Hypothek für die Lokalmatadoren sein.
Es herrschte im Velodrom vor ausverkauftem Hause wieder eine Bombenstimmung und die Akteure zeigten dabei hervorragenden Sport, wobei nicht nur die Sechstagefahrer mit der faszinierenden großen Jagd, sondern auch die Sprinter und Steher das Publikum in ihren Bann zogen. In den weiteren Wettbewerben des Sechstageprogramms hatten die Belgier Kenny de Ketele/Moreno de Pauw auch das Finale um den „Techem“ Derny Europapokal für sich entschieden, ansonsten zeichneten sich die gut harmonierenden Andreas Graf aus Österreich mit seinem Partner Roy Pieters aus den Niederlanden im Scratchrennen und im kleinen Derny-Finale als Sieger aus. Erneut prächtig schlugen sich auch die jungen Briten Germain Burton/Mark Stewart, als sie sich im Mannschaftsausscheidungsfahren als Sieger behaupteten.
Der Zweikampf bei den Sprintern zwischen Robert Förstemann und Erik Balzer spitzt sich allmählich zu. Nach der 5. Nacht führt Robert Förstemann mit 73 Punkten nur noch mit einem winzigen Punkt Vorsprung, nachdem er das Rundenrekordfahren und den anschließenden Sprint zwar gegen Erik Balzer gewann, aber im Keirinrennen als Fünfter wieder Punkte gegen Erik Balzer einbüßte, der zum dritten Mal Zweiter wurde.
Bei den Stehern siegte zum zweiten Mal der wiedererstärkte Robert Retschke, der sich packende Zweikämpfe mit Stefan Schäfer lieferte. Etwas besser als in den letzten drei Austragungen setzte sich der Sieger der 1. Nacht Marcel Bartsch von den Zehlendorfer Eichhörnchen in Szene, der auf dem dritten Platz landete und damit in der Gesamtwertung mit 19 Punkten auf dem 5. Platz liegt, aber noch alle Chancen für einen Podiumsplatz besitzt. Es führt Robert Retschke mit 10 Punkten vor Stefan Schäfer mit 11 Punkten, so dass ein spannendes Finale am Schlusstag garantiert ist. Mit jeweils 18 Punkten belegen der Italiener Manuel Cazzaro und der US-Amerikaner Zachary Kovalcik die Plätze 3 und 4.
Das Nachwuchsprogramm gehörte erneut den Schülern U 15 und den Junioren, die ihr 20-minütiges Madison vor gut gefüllten Zuschauerrängen bestreiten durften. Es gab zunächst für die Schüler zwei Vorläufe über 30 Runden Punktefahren, die von dem Dänen Lucas Carl Jörgensen und von Domenik Wolf aus Gera gewonnen wurden. Im ersten Vorlauf überraschte Sandra Hainzl vom SC Berlin als Dritte, während ihr Vereinskamerad Florian Bondzau im zweiten Vorlauf als Fünfter bester Berliner war. Im Finale, das als Dänisches Punktefahren über 40 Runden ausgetragen wurde, zeigten dann die Dänen ihre Überlegenheit. Mit zwei Gewinnrunden setzte sich Lucas Carl Jörgensen klar gegen seinen Landsmann Frederik Erringsö durch, der mit einem Rundengewinn ebenso souverän auf dem zweiten Platz landete.
Eine tolle Leistung lieferte auch das Berliner Talent Raul-Odin Voigt vom Marzahner RC 94 ab, der sich mit dem zweiten Platz in der Schlusswertung noch auf Rang drei schob. In der Gesamtwertung führt Lucas Carl Jörgensen mit 84 Punkten vor seinem Landsmann Frederik Erringsö mit 81 Punkten und Domenik Wolf aus Gera mit 63 Punkten. Bester Berliner ist auf Platz 4 Raul-Odin Voigt mit 54 Punkten, während Luisa Siersleben aus Bielefeld mit 39 Punkten auf Rang 6 beste weibliche Teilnehmerin ist.
Die Junioren hatten zunächst ein Punktefahren über 80 Runden zu absolvieren, das die starken Niederländer Vincent Hoppezak/Maikel Zijlaard vor Maximilian Zschocke/Rico Brückner (Venusberg/Grimma) und den favorisierten Polen Dawid Czubak/Szymon Krawczyk gewannen. Bester Berliner war hier Nicolas Brandt von den Zehlendorfer Eichhörnchen mit seinem Partner Carsten Siegel aus Lingenfeld, die einen guten 6. Platz belegten vor Karlo Brüser vom SC Berlin, der an der Seite von Maximilian Hamberger aus Regensburg fährt. Im Madison zeigten sich dann wieder die Polen in bestechender Form und siegten souverän mit Rundenvorsprung. Dieses Mal kamen die Niederländer auf den 2. Platz vor dem stark fahrenden Rico Brückner an der Seite von Maximilian Zschocke, die mit dem dritten Rang, den sie mit 46 Punkten auch in der Gesamtwertung einnehmen, bestes deutsches Team sind. Der Vorsprung der Polen mit 55 Punkten scheint uneinholbar, aber der zweite Platz der Niederländer mit ebenfalls 46 Punkten lässt einen harten Zweikampf am Schlusstag mit den Deutschen erwarten.